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Moin Olli und liebe Zuschauer, ich möchte zum Thema Anschaffungs- und Reparaturkosten mal ausführlich berichten. Vorab sei gesagt: ich besitze 1 Dutzend Oldtimer und viele weitere Fahrzeuge, vor allem im Bereich VW Bus T1-T3 Westfalia, Käfer und zig Mercedes. Ich bin 30 und recht tief in der Szene drin.
Anschaffungskosten: Wie Olli schon erwähnt, sind die 17.000 Euro für seinen Bus sehr passabel und ich hätte die auch dafür bezahlt. Den interessierten Zuschauen ist aber noch folgendes mitzuteilen: ein T3 Westfalia ist nicht gleich ein T3 Westfalia, für Laien einfacher ausgedrückt: es ist auch preislich zu unterscheiden, ob es ein Hochdach, oder ein Aufstelldach (Bus Olli) ist. Folgende Erörterung beruht auf der Tatsache, dass die Anforderungen relativ rostfrei, viel Originallack und sehr wenig Schweißarbeiten darstellen! -> Die originalen Westfalia Joker mit Aufstelldach kosten im Einkauf mehrere tausend Euro mehr, da sie flexibler sind und evtl. je nach Garangenhöhe auch dort reinpassen. Ein Westfalia Hochdach muss meist draußen stehen, oder in einer Halle. Dafür bietet ein Hochdach mehr Stehhöhe und man kann sich das Öffnen und Schließen des Aufstelldachs sparen, was auch dem Faltenbalg zu Gute kommt, da der alleine etwa 350 Euro kostet und in den Jahren gut verschleißt bei regelmäßiger Nutzung. Ein originaler Westfalia mit Hochdach und vollständiger Ausstattung liegt mittlerweile realistisch (natürlich IMMER inkl. TÜV und H-Kennzeichen, sowie Gutachten) ab mindestens 15.000 – 18.000 Euro, dabei ist es fast egal, ob es der kleine Diesel (CS) mit 50 PS, oder mind. JX mit 70 PS ist. Die 1.6 SD (Saugdiesel) mit 50 PS sind zwar nicht gefragt, aber die Angebote sind auch nicht mehr massenhaft vorhanden. Ein originaler Westfalia mit Aufstelldach und vollständiger Ausstattung liegt mittlerweile, egal ob Benzin oder Diesel, ab mind. 20.000 Euro aufwärts. Vereinzelte Schnäppchen werden hierbei natürlich nicht berücksichtigt und deutlich günstigere Angebote haben div. Haken, warum sie auch weiterhin im Netz stehen. Da mangelt es oft an der Originalität und/oder den zu erwartenden Instandsetzungskosten, die nicht unerheblich sind und dazu komme ich gleich. Was nur die Anschaffungskosten anbelangt sind in der Regel bei einem originalen Westfalia ab mindestens!!!! 15.000 – 18.000 Euro zu rechnen, Tendenz weiter steigend! Es sind natürlich einige Busse weit unterhalb der 15.000 Euro inseriert, wo ich fast täglich Anfragen bekomme, die Busse zu bewerten. Oftmals muss ich mitteilen, dass ein originaler Westfalia für 8.500 Euro zwar kaufbar ist. Allerdings, dazu gleich im zweiten Absatz, können schnell 10.000 Euro und mehr in die Instandsetzung versenkt werden, weshalb man auch gleich im Bereich von 20.000 Euro suchen kann, was aber immer noch nicht heißt, dass ihr einen guten Bus erwischt, der keinen weiteren Cent kostet, denn ….
… die Instandsetzungskosten: Nun, das ist ein sehr umfangreiches Thema. Wenn ein augenscheinlich guter, originaler Bus mit frischem TÜV eine gute Figur macht, denken die meisten potenziellen Käufer: „da machste nix falsch, der fährt, wir haben Ruhe“. Nein, so einfach ist das auch nicht zu betrachten. Wenn div. Ersatz- und Verschleißteile nicht vor dem Kauf gewechselt worden sind, wird es aber in Zukunft der Fall sein. Ich stelle mal eine einfach Kostenübersicht für normale Verschleißteile auf, die ich im Regelfall IMMER wechseln würde, sofern der Vorbesitzer es nicht unmittelbar nachweislich vor dem Verkauf getan hat. Und ich beschränke mich lediglich auf die wirklich wichtigen Sachen.
– ATE Bremssättel vorne; Neupreis 350 Euro pro Stück! (alte Sättel wegwerfen, die Kolben sitzen oft fest, was man oft nicht merkt)
– Bremsbeläge vorne; Neupreis etwa 30 Euro für beide Seiten
– Bremsschläuche vorne und hinten; Neupreis etwa 75 Euro ohne Bremsflüssigkeit
– Entlüftungsventile der Bremssättel vorne und der Bremstrommeln hinten; Neupreis 10 Euro bei VW, nicht mehr lieferbar, die Ventile vom Polo 6N passen perfekt! Bitte IMMER erneuern! Wenn die Ventile abbrechen, sind neue Sättel fällig!
– Radbremszylinder Bremstrommeln hinten; Neupreis pro Stück etwa 25 Euro, sind meist immer undicht, man merkt es nur nicht!
– Kupplungsnehmerzylinder an der Hinterachse; Neupreis etwa 60 Euro, wenn der erste Zylinder noch verbaut ist, bitte sofort wechseln samt ->
-> Druckschlauch Kupplungsnehmerzylinder; Neupreis etwa 60 Euro, wird in der Regel nie gewechselt und muss nach 20-30 Jahren mal neu
– Führungsgelenke Vorderachse unten beidseitig; Neupreis ……. über 130 Euro bei VW, pro Stück! Im Zubehör ab 15 Euro verfügbar, bitte spart nicht an dem Geld, bitte Originalteile kaufen, es geht im Zweifelsfall um euer Leben! – Spurstangenköpfe Vorderachse beidseitig; Neupreis …….. über 70 Euro bei VW, pro Stück! Warum dort kaufen? Eine Zeile zurück, bitte!
– Komplette Zündkabel samt Verteilerkappe und Finger; Neupreis um die 70 Euro, lohnt sich immer!
– Wasserpumpe beim WBX (Wasserboxer, Benziner); Neupreis zwischen 30 und 200 Euro. Tropft es, muss die Pumpe neu, geht schneller, als man denkt.
– Zündkerzen; Neupreis etwa 15 Euro von NGK, reicht! Das ist nur eine kleine Auflistung an Ersatzteilen, die man immer im Hinterkopf ab Kauf haben MUSS! Von Ruhe haben ist hierbei noch lange nicht die Rede …
denn: sollten die Achsschwingen der Hinterachse Rost aufweisen oder gar Löcher haben, so dass die Traglast in Gefahr sein könnte, schlagen hier pro Seite ohne Einbau! etwa 500 Euro zur Buche! Und da bitte keine sandgestrahlten Teile kaufen, sondern wenn möglich noch wenig gelagerte Originalteile!
Sonstiges: Wer einen wirklich rostfreien Westfalia im absoluten Topzustand sucht und das nötige Kleingeld hat, wird oberhalb von 35.000 Euro die Suche anfangen müssen. Ein restaurierter T3 Westfalia mit Aufstelldach, der zum Jahres- oder Neuwagenzustand restauriert wurde, wird mit grob 50.000 Euro rechnen müssen, wenn es reicht und was angeboten wird und aus privater Hand stammt. Grob ist auch festzuhalten, dass es unter 20.000 Euro mittlerweile eng ist, was passables zu finden, woran man auch Freude hat, einsteigen und losfahren kann. Da T1 mittlerweile unbezahlbar und T2 ebenso gesucht sind, können die meisten Leute sich den Traum diesbezüglich eh abschminken. Zumal ist ein T2 Westfalia nicht so dermaßen alltagstauglich, wie ein T3. Und beim T2 Westfalia ist der Einstieg noch höher angesiedelt, die Instandsetzungskosten nochmal deutlich intensiver. Wichtig ist aber und hört auf mich! -> IMMER einen Profi zur Besichtigung mitnehmen!!!!! Ein Laie allein dort hinzuschicken ist Russisch Roulette und endet meist finanziell tragisch. Es gibt so dermaßen viele Details beim T3, vor allem aber beim Westfalia, die wissen nur Profis und können vor Ort genau einschätzen, in welchem Zustand befindet sich das Fahrzeug, was passt, was passt nicht, WO sind die Stellen, die einen finanziell ruinieren könnten? So einfach, wie ein T3 aufgebaut ist, so teuer kann der Unterhalt werden, wenn bekannte oder sehr spezielle Stellen instand gesetzt werden müssen. Es gibt auch viele Menschen, die über die Kosten nur lachen und es nicht verstehen können, dass ein solch alter Bus immens viel Geld kosten kann. Nur mal ein kleines Beispiel: ein normaler VW Käfer im ehrlichen, guten und rostfreien Zustand ist NICHT MEHR UNTER 10.000 Euro zu bekommen! Das ist einfach nicht mehr möglich, bis auf ganz ganz wenige Ausnahmen! Ab 10.000 Euro geht die Reise überhaupt erst einmal los. Für TÜV, einsteigen, losfahren, kein Rost sind in der Regel aber etwa 13.000 Euro aufwärts notwendig. Auch da geht die Reise erst los! Wundert euch nicht, warum Westfalia Busse mittlerweile ein kleines Vermögen kosten.
Fazit: Lasst euch NIEMALS BLENDEN! Nehmt einen Profi mit und lasst euch sehr gut beraten! Das kann euch einen 5-stelligen Betrag sparen, solltet ihr Scheiße kaufen. Wenn ihr aktuell die Kohle habt, dann schlagt zu. Günstiger werden die Busse nie wieder, im Gegenteil.
Bis dahin, Cheers Leute 🙂
Euer Busfreak 😛
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Kommentar: „13 – 16 Liter Superbenzin“, das ist wirklich ideal bei den gegenwärtigen Spritpreisen 🙂