https://youtu.be/zsC_NueGucw
14.11.2019
Hi,
da ich nur wenige hundert Meter vom Kamm des Wesergebirges entfernt wohne, möchte ich dort zukünftig wieder häufiger wandern. Schliesslich zählt der Wald ja zu den Gebieten, in denen sich der Mensch auch aufgrund seiner Entwicklungsgeschichte äusserst wohl fühlt.
Eine plötzlich im Scheinwerferlicht auftauchende Sau samt Frischlingen (die ich überfahren habe, da das Bremsen bei Gegenverkehr zu gefährlich gewesen wäre) und diverse Presseberichte über die Angriffe von Wildschweinen haben mich dazu veranlasst, die vom Schwarzwild ausgehenden Gefahren zu ergründen.
Falls man mit dem Auto einen Frischling oder ein ausgewachsenes Tier überfahren hat, sollte man übrigens nicht aussteigen, da man angegriffen werden könnte. Stattdessen sollte man die Polizei rufen.
Direkt zum Angriff: 2:34
Früher sagte man, dass Gefahr von Wildschweinen besonders während der Paarungszeit von November bis Januar droht, wenn die Keiler mit Schaum vor dem Maul ihr Revier verteidigen wollen und im Frühjahr, wenn die Bachen mit den Frischlingen herumstreifen und diese beschützen wollen.
In einem Youtube Kommentar erklärt ein Förster jedoch folgendes:
Heutzutage haben die Schweine fast das ganze Jahr über genügend Mast (Futter) zur Verfügung. Bedingt durch intensivere Nutzung in der Landwirdschaft (3 bis 4 Fruchtfolgen im Jahr, mehrere Anpflanzungen im Vergleich zu früher). Desweiteren, bedingt durch mildere Winter und wärmere Sommer ist mehr Mast im Wald zu finden (Eicheln, Buchecker usw).
Mit daraus ergibt sich, das die Schweine fast das ganze Jahr über frischen Nachwuchs haben.
Es ist also zu jeder Jahreszeit mit führenden Bachen (Muttertier mit Frischlingen) zu rechnen.
Im Fall der Fälle: Weglaufen bringt nichts. Die sind schneller!
Besser ist hochklettern. Mindestens einen Meter. Ansonsten nimm einen langen Knüppel (Speer) zur Abwehr und langsam rückwärts zurückziehen.
Angriffslustige Bachen, die ihre Jungen schützen und rauschige Keiler die ihr Revier verteidigen wollen, können Euch also zu jeder Jahreszeit angreifen.
Da dem Schwarzwild in unserem Lande die natürlichen Feinde fehlen und die in Mode gekommenden Maisfelder genügend Futter für mehrere Würfe jährlich bieten, haben sich die Viecher so stark vermehrt, dass sie Euch in der Natur quasi ständig begegnen oder sogar angreifen können.
Bis zu 50 km/h sind die Schweine schnell. Einen Baum zum Hinaufklettern findet man selten. Die bis zu 160 kg schweren Fleischpakete verfügen über enorme Kräfte. Die Sauen durchbeissen mühelos eure Armknochen. Die Eber schlitzen mit ihren Hauern eure Oberschenkel-Arterien auf und schleudern euch durch die Luft.
In den folgenden Videos sehen wir einige Wildschweinangriffe:
Killer Pig tötet einen Menschen
Wie verteidigt man sich bei einem Wildschwein Angriff WIRKLICH?
Wildschweinangriff – Ganz wichtiges Video von einem Waldläufer, der wirklich Ahnung hat.
Er ist im letzten Jahr (vor Erstellung des Videos) dreimal „geflogen“, d.h. von einem Wildschwein angegriffen und durch die Luft geschleudert worden. Er hat vermutlich nur aufgrund seiner „schnittfesten“ Bekleidung die (Sauenschutzhose) Angriffe überlebt.
Er sagt, dass rauschige Keiler zu 70 oder 80 Prozent abdrehen. Es könne aber genausogut sein, dass er auf uns zuläuft und uns über den Haufen rennt, was tötlich enden kann, da er mit den rasiermesserscharfen Hauern eure Oberschenkelarterien aufzuschlitzen versucht.
Die Bachen hält er für noch gefährlicher !
Youtube Kommentare:
Zum Thema Knall oder Pfefferspray schreibt er:
Update: Ich könnte mir vorstellen, dass Bären-Spray hilfreich sein könnte. Vermutlich könnte man damit auch einen Wolf vertreiben. Das ist allerdings nur eine Annahme von mir.
„Auf einen Baum klettern“ ist ein ganz dummer Tipp, denn in einem Hoch-Wald werdet ihr in der Regel keinen Baum, auf den man schnell klettern könnte.
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„Gefahr“ durch Wildschweine? (Ergänzte 2018er Fassung)
Kommentar: Einige der Tipps halte ich für gefährlich, da sie nicht erprobt sind, sondern nur auf Annahmen beruhen.
- Morgens und abends in der Dämmerung ist es besonders gefährlich.
- Keine Dickung, bzw. Gestrüpp (Wohnzimmer der Wildschweine) aufsuchen.
- Immer auf den Wegen bleiben. Die Tiere nicht in die Enge treiben, sondern sich lieber zurückziehen.
- Starke Gefahr geht von Wildschweinen aus, die zuvor bei einer Treibjagd angeschossen wurden.
- Die Bachen schnaufen und fauchen vor einem Angriff, unternehmen jedoch manchmal einen Scheinangriff. Sie rennen euch dann um und beissen.
- Die Keiler sind Einzelgänger und doppelt so schwer wie die Bachen. Vor einem Angriff klappern sie zur Warnung laut mit den Zähnen. Mit den langen Hauern schlitzen sie die Innenseiten eurer Beine und die Blutgefässe auf,
Die Treiber tragen daher schnittfeste Hosen, die wie schussfeste Westen verstärkt sind.
Empfohlen wird Pfefferspray und Pyrotechnik (Magnesiumfackel)
- An anderer Stelle las ich, dass Pfefferspray die Wildschweine noch aggressiver macht.
- In einem Video sah ich, dass die Viecher türmen, wenn mit lautem Knall geschossen wurde. Möglicherweise ist daher eine Schreckschusspistole hilfreich
- Wildtiere meiden Feuer. Ob sie durch Magnesium-Fackeln (Seenotsignale) abgeschreckt und vertrieben werden, ist aber unklar.
Beim Angriff evtl. hinter einem Baum verstecken bzw. Schutz suchen oder einen Rucksack bzw. ein Fahrrad als Puffer verwenden. Ein Rucksack oder eine Fahrradsatteltasche, in die sich das Schwein verbissen hat, kann evtl. Leben retten.
Erfahrene Jäger verwenden dolchartige Messer – Sauenfänger – mit mehr als 20 cm Klingenlänge und versuchen das Herz bzw. Lungenblutgefässe zu zerstören. Vorher versuchen sie das von Hunden gestellte Tier seitlich auf den Boden zu werfen und sich draufzuknien bzw. draufzuwerfen, um dann einen Sauenfänger einzusetzen.
Nichtjäger dürfen diese Messer aufgrund des Waffenrechts aber nicht „führen“.
In einem Jägerforum empfiehlt ein Jäger einen Dreikant-Hohlschaber, also ein Werkzeug als Sauenfänger.
Er schreibt:
Das Abfangen mit dem Messer gab ich bald auf, es drang nur mit Mühe durch oder rutschte meistens an dem dicken Schild der Schwarte ab, wenn es keine andere Möglichkeit gab, als von oben zu zu stechen, weil seitlich die Hunde hingen.
Dann hatte ich einen Dreikant Hohlschaber am Gürtel. Das ist ein 25 – 35 cm (je nach Stiellänge) langes tödliches Instrument. Die rasiermesserscharf geschliffene Dreikantspitze geht wie durch Butter durch dicke Schwarte und eröffnet in der Lunge weit, sofort blutende Stichkanäle, abgesehen von dem Pneumothorax (Kollabieren der Lungenflügel durch Eindringen von Luft zwischen die Lungenhäute und damit Beseitigen des Unterdrucks).
Unorthodox aber besser als jeder Hirschfänger…https://forum.wildundhund.de/threads/welchen-hirschfaenger-koennt-ihr-empfehlen.119911/page-2
Pyrotechnik:
Tiere meiden Feuer. Möglicherweise lassen sich Wildschweine durch Seenotfackeln, die ja ein sehr helles Feuer erzeugen, abschrecken.
Sind Wildschweine für Läufer und Jogger gefährlich?
Weitere Wildschwein-Angriffe:
https://youtu.be/i7z9UJguBcU
Total übertrieben; ich traf schon oft im Wald auf Wildschweine, einmal auf 2 Keiler, sie liefen nur eine Zeitlang neben mir her.
Einmal weckte ich 2 schlafende Wildschweine unabsichtlich auf, ich laufe oft quer durch den Wald . Ruhe bewahren einfach ruhig weiterlaufen. Nicht fotografieren.
Wildschweine sind vor allem gefährlich für uns, wenn
– sie bei Treibjagden angeschossen worden sind.
– die Keiler während der Paarungszeit rauschig sind
– die Bachen ihre vermeintlich bedrohten Frischlinge verteidigen wollen..
Keiner dieser Fälle traf auf ihre Wildschweinbegegnungen zu. Ihre Aussage „total übertrieben“ beruht also auf einer fatalen Fehleinschätzung.
Rolf, ich frage mich, wie man trotz etlicher Videos, in denen Wildschweinangriffe von Fachleuten thematisiert werden und von Toten und Schwerverletzten die Rede ist, zu der Einschätzung „total übertrieben“ kommen kann.
Rotfuchs Outdoor schrieb bsw. vor vier Jahren in einem Kommentar zum Video des Waldläufers:
“ Danke für die Tipps und deine Erfahrung. Ich muss immer lachen wenn viele meinen in deutschen Wäldern kann nichts passieren und so ein Schweinchen macht doch nix. Habe selbst beim Pilze suchen einen Angriff einer Bache erlebt. Nachdem ich geflogen bin konnte ich mich bis die Sau erneut angerannt kam auf einen Baum retten. Hat aber eine ganze Zeit gedauert bis die Alte bessere Laune hatte und abgezogen ist. Kratzer, Schürfwunden und blaue Flecken waren die Folge. Seit damals habe ich einen riesigen Respekt vor den Viechern und rate jedem zur Vorsicht, vor Allem in Gebieten wo es so viele Sauen gibt wie in meiner Gegend. Beste Grüße Jens“